Mehr als 99% aller deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen sind KMUs. Sie erwirtschaften fast 60% der gesamten Wirtschaftsleistung und bilden das Rückgrat der gesamten Wirtschaft in der DACH-Region. Aber viele dieser Unternehmen sind der Ansicht, sie seien zu klein für Frauenförderung. Welche von Konzernen entwickelten Maßnahmen auch für KMUs nützlich sein können und wie sie einen besseren Zugang zu dem weiblichen Talente-Pool bekommen, damit setzten sich ?Dr. Ariane Asselborn, Makhteshim Agan Industries Europe; ?Mag. Corinne Gabler, Nestlé;? Mag. Bettina Knötzl, WOLF THEISS Rechtsanwälte; Madeleine Stäubli-Roduner, Redakteurin der Schweizer Handelszeitung; ?Ing. Johannes Gschwandtner von Technosert Electronic und ?Mag. Davor Sertic von Unitcargo auseinander.
In ihrem Impulsreferat beleuchtet Dr. Ariane Asselborn, Head of Human Resources der Makhteshim Agan Industries Europe, vor dem Hintergrund ihrer breiten Führungserfahrung in der DACH-Region die Bedeutung von Frauenförderung in Klein- und Mittelbetrieben. Sehen Sie die genannten Maßnahmen hier: Impulsreferat Ariane Asselborn WTBSYM2013_ASSELBORN
In KMUs ist der Einfluss der persönlichen Einstellung der Führungskraft auf die Wirkung von frauenfördernden Maßnahmen besonders hoch. Das haben die Recherchen der Wirtschaftsredakteurin Madeleine Stäubli-Roduner ergeben, die sich vor allem in der Führungsetage von Schweizer KMUs umgehört hat.
Weit verbreitet ist die Annahme, dass Frauenförderung für kleinere Betriebe zu kostenintensiv sei. Doch Dr. Ariane Asselborn aus der Schweiz hat in der Praxis gesehen, dass dies vermeidbar ist: „KMUs können mittels Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder kommunalen Einrichtungen auch ohne große finanzielle Investitionen wirksame frauenfördernde Maßnahmen anbieten.“
Auch Ing. Johannes Gschwandtner und Mag. Davor Sertic setzten in ihren Unternehmen von Anfang an auf den Erfolgsfaktor Frau. „Die Logistik-Branche ist im hohen Maße männlich dominiert. Mein Betrieb weist allerdings einen Frauenanteil von 60 % auf, das ist auf jeden Fall ein wesentlicher Grund für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.“, so Mag. Davor Sertic. Für Ing. Johannes Gschwandtner sind ein transparentes und einheitliches Entlohnungssystem, Weiterbildungs- und Ausbildungsprogramme sowie das effiziente Finden von Talenten wichtige Maßnahmen. „Unabdingbar ist auch die Kommunikation mit den MitarbeiterInnen. Wenn Änderungsbedarf besteht, muss das für die MitarbeiterInnen auch kommunizierbar sein – erst dann können diese Veränderungen auch durchgeführt werden.“, so Ing. Gschwandtner.
Mag. Bettina Knötzl, Partnerin bei Wolf-Theiss, kritisiert die ‚gläserne Decke’, an die Frauen auf dem Weg in höhere Positionen stoßen. Obwohl hier viel Eigeninitiative der Frauen gefordert sei, müssen auch die beruflichen Rahmenbedingungen angepasst werden. „Flexibilität, was die Arbeitszeiten betrifft, sowie Sicherheiten für den Fall einer Mutterschaft müssen allerdings vom Unternehmen gewährleistet werden.“, sagt die Rechtsanwältin. Dieser Meinung ist auch Mag. Corinne Gabler, Generaldirektorin von Nestlé Österreich, und Französin mit langjähriger Führungserfahrung in der Schweiz. Sie kennt Strukturen, die Frauen in einem hohen Ausmaß entlasten aus Frankreich. Dort sei beispielsweise die Kinderbetreuung besser geregelt und eine Selbstverständlichkeit. „In Österreich muss man zum Zeitpunkt einer Schwangerschaft bereits in einer höheren Position sein, um sich diese Leistungen zukaufen zu können.“
Indem Unternehmen die Bedürfnisse von Eltern anerkennen und ihnen mit entsprechenden Angeboten und Flexibilität entgegenkommen, können auch KMU das Potenzial von Frauen für ihren unternehmerischen Erfolg nützen.