No Name – No Competence?
Österreich, auf dem Weg zum Innovationsweltmeister, sieht keine Notwendigkeit, Frauen zu fördern. Wenn andere Staaten das tun, dann sieht auch die heimische Presse genauer hin, welche Frauen da befördert werden und hinterfragt deren Kompetenzen genau.
Grundsätzlich ist gegen fundierte Recherche nichts einzuwenden. Merkwürdig finde ich es nur, wenn Frauen in Vergleiche mit Männern hineingezogen werden, die sie nicht gewinnen können, zuletzt passiert im profil 37, 8. September 2014 unter der Rubrik ausland, Seite 48f.
Federica Mogherini, Italienerin, 41 Jahre alt und Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik wird hinsichtlich Alter, Amt, Vorerfahrung, Studium und politische Gesinnung mit den Schwergewichten Sergej Lawrow, 64 Jahre alt, Außenminister Russlands, und John Kerry, 70 Jahre alt, Außenminister der USA, verglichen.
Der Verfasser des Artikels betont, dass der Vergleich nur dazu diene, aufzuzeigen, wie wenig die EU-Mitgliedsstaaten ihre außenpolitischen Kompetenzen an Brüssel abgeben wollen. Aber auf einen Blick kommt noch eine Botschaft: Junge blonde Frau gegen zwei erfahrene Alt-Herren, die sich noch dazu die Hand geben und damit die Dame links liegen lassen.
Subtext: Frauen in entscheidenden Funktionen sind nützliche Idioten, die keine Chance haben.
Außer sie heißen Madeleine Albright und Hillary Clinton – Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
Wir alle können uns solcher Deutungs-Klischees kaum erwehren – wenn dann nur mit viel Reflexionsarbeit. Dass dies zunehmend geschieht, dazu können auch österreichische Medien einen wichtigen Beitrag leisten. Wie es das profil mit einer textlich gegenderten Ausgabe auch schon einmal gemacht hat.