Kurz-Karrieren – don’t be pushy!
Mit 16 Jahren erstmals in einer Partei aufzeigen und Mithilfe anbieten, mit 23 die Leitung einer wichtigen Parteigruppierung, mit 24 Mitglied in einem Landesparlament, mit 25 Jahren erstmals Regierungsmitglied und Leitungsverantwortung für ein Staatssekretariat und mit 27 die Leitung eines Ministeriums übernommen haben und weltweit die jüngste Person in diesem Ressort sein – wahrlich eine beeindruckende Karriere! Dahinter stehen nicht nur soziale Intelligenz und Leistung (obwohl kein Studienabschluss), sondern auch – wie von allen Seiten betont wird – sehr viele Mentoren.
Folgerichtig wird ambitionierten Frauen empfohlen, sich starke Mentoren und Sponsoren zu suchen, um Karriere machen zu können – zuletzt anlässlich des Internationalen Frauentages von Arianna Huffington.
Grundsätzlich – wenn man sich die Karrieren von Männern anschaut, auch wenn diese weniger spektakulär verlaufen sind als im oben genannten Beispiel – ist das ja ein richtiger Hinweis. Und grundsätzlich – wenn Mentoren gerne tüchtige Menschen unterstützen – kommen auch genügend Frauen für so eine nachhaltige Förderung in Frage: Auch unter Frauen gibt es viele, die ehrgeizig, tüchtig und verlässlich sind und Gruppen gut leiten und vor vielen Menschen spannende Reden halten können. Viele von ihnen haben auch noch exzellente Ausbildungen, oftmals sogar mit besten Noten, absolviert.
Trotzdem: Seitdem ich mich mit Berufswegen und Karriereverläufen beschäftige (immerhin seit Ende der 1980er Jahre) habe ich noch nie von einer Frau gehört, die nicht mit einer einflussreichen Person als Ehefrau oder Tochter in Beziehung gestanden hat, dass ihre Karriere so tatkräftig von mehreren Menschen unterstützt worden wäre wie im oben genannten Beispiel. Ich kenne auch keine einzige Kurz-Karriere von einer Frau.
Was ich allerdings sehr oft gehört habe, ist, dass Frauen vorgeworfen wird, zu sehr „pushy“ zu sein, nicht geduldig genug zu sein, zu schnell Karriere machen zu wollen.
Hier gebe ich Arianna Huffington vollkommen recht: Ein und dieselbe Verhaltensweise wird bei Frauen und Männern vollkommen unterschiedlich bewertet – und das von Frauen und Männern.
Was dadurch auf der Strecke bleibt, ist das Potential von vielen tüchtigen Frauen und damit bleibt viel Potential in unserer Gesellschaft und Wirtschaft brach liegen. Zum Nachteil von Männern und Frauen. Denn wie Christiane Amanpour meinte: If women do better, man do better, and we all do better.
Dafür brauchen wir noch viele weitsichtige Mentoren und Mentorinnen.
Übrigens:
Historisch gesehen war der erste Mentor eine Frau: Pallas Athene nahm sich des jungen Telemachos an, während sein Vater Odysseus im Trojanischen Krieg kämpfte und danach seine Irrfahrten absolvierte. Athene sorgte für die Entwicklung des jungen Mannes und beschützte ihn und sein Reich vor den Feinden. Da sie als Frau diese Rolle in der patriarchalen Gesellschaft nicht hätte wahrnehmen können, erschien sie den Menschen in der Rolle eine alten, weisen Mannes.