Keine Lust auf Frust
Seit 10 Jahren beschäftigt sich WomenTalkBusiness mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen. Einerseits treffen wir heute mehr Frauen in männerdominierten Bereichen und sprechen mit „Diversity- und/oder Gender-Beauftragten“, deren Position es 2004 noch gar nicht gab. Andererseits merken wir, dass die vor 10 Jahren spürbare Aufbruchsstimmung einer starken Ernüchterung gewichen ist: Viele Frauen und Männer beklagen, dass „Nichts weitergeht“, im Gegenteil: „Das Pendel schlägt zurück!“.
Frust hat sich breit gemacht, wenn Genderfairness zwar in Geschäftsberichten und Grundsatzerklärungen festgeschrieben und sogar Abteilungen und Positionen für das Thema geschaffen wurden und immer mehr Statistiken beweisen, welcher wirtschaftliche Fortschritt mit der Gleichberechtigung der Geschlechter erzielt wird, aber dann, wenn’s wirklich darauf ankommt, alles beim Alten bleibt: Wenn z.B. eine Position neu besetzt werden soll und es dafür auch eine qualifizierte Frau gibt, letztendlich aber doch wieder ein Mann zum Zug kommt. Oder wenn ein Mann gerne in Väterkarenz gehen möchte und die Antwort des Chefs lautet: „Kannst du machen, aber eines sage ich dir gleich: Karriere machst du hier dann keine mehr.“
Wie macht man Unternehmen in Sachen Gender lernbereit? Wie verändert man Einstellungen und Verhaltensweisen von Führungskräften? Wie überzeugt man davon, dass dieses Thema für die Zukunft tatsächlich erfolgsentscheidend ist?
Mehr Frauen in allen Ebenen der Wirtschaft bedeutet mehr Wachstum, vielfältigere Entwicklungsperspektiven und qualitativ hochwertigere Entscheidungen, wie viele Studien, z.B. der Europäischen Kommission, belegen.
Der wesentliche erste Schritt ist mit Männern auf allen Ebenen ins Gespräch zu kommen und mit ihnen gemeinsam über das Thema und seine Facetten im Alltag nachzudenken.
Bei WomenTalkBusiness haben wir von Anfang an konsequent Männer eingebunden – als Podiumsgäste, Teilnehmer, Schirmherren und Sponsoren. Seit 2004 bieten wir Männern eine professionelle Bühne mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit zur Präsentation ihrer Meinung und ihrer Erfahrungen zum Thema. Ein wichtiger Punkt dabei sind die Vorgespräche, die ich mit meinen Podiumsgästen führe: Männer nützen dabei sehr wohl die Chance, für sie neue Perspektiven kennenzulernen und darüber zu reflektieren. Gleiches taten übrigens Männer auf allen hierarchischen Ebenen im Rahmen unserer Studie Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus Männersicht.
Damit Erkenntnisse in veränderte Handlungsweisen münden, bedarf es meist auch noch persönlicher Betroffenheit, z.B. die Karriereentwicklung der Tochter bzw. der Ehefrau, und öffentlicher Aufmerksamkeit. Das erste können wir nicht erzwingen, zum zweiten kann jede und jeder von uns beitragen. Indem wir mmer wieder das Gespräch suchen und Diskussions-Möglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen innerhalb und außerhalb von Unternehmen unterstützen – WomenTalkBusiness bietet dafür auch 2014 niveauvolle und informative Möglichkeiten.
Umso mehr als hier nicht nur interessierte Personalistinnen auf interessierte Personalistinnen stoßen, sondern Fachführungskräfte aus allen Unternehmensbereichen ihre Perspektiven einbringen. (Nur 10% der WomenTalkBusiness-Podiumsgäste kommen aus dem HR-Bereich.) Dadurch sehen vor allem Männer auch, dass das Thema wichtig ist und sie – wenn sie sich damit beschäftigen – Aufmerksamkeit bekommen.
Und nichts motiviert so wie Aufmerksamkeit: Lust statt Frust!