Ist da jemand: Wer glaubt noch an die Gleichstellung?
Olympe de Gouges fand während der Französischen Revolution eine ebenso simple wie einleuchtende Argumentation für die Gleichstellung von Frauen und Männern: „Wenn die Frau das Recht hat, das Schafott zu besteigen, dann steht ihr auch das Recht zu, die Rednerbühne zu betreten.“
Eigentlich ganz einfach.
224 Jahre später sind Frauen auf Rednerbühnen nicht mehr per Gesetz verboten und es gibt auch in Österreich gesetzliche Maßnahmen, die die Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf fördern sollen.
Doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht: Obwohl Frauen mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen, sind nur 27 % der Parlamentarier weiblich; und obwohl Frauen 45,7% der Erwerbstätigen ausmachen, sind nur 28,3% der Führungspositionen weiblich besetzt.
Die Langsamkeit der realen Schritte zur Überwindung von Frauendiskriminierung führt auch dazu, dass immer mehr Menschen den Glauben an eine Gleichstellung von Frauen verlieren:
Glaubten im vorigen Jahrhundert 1986 noch 39% und 1996 noch 31% an eine künftige Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf, so waren es 2014 nur mehr erschreckend wenige 12% der Befragten in Österreich. „Die Gleichstellung scheitert an der Realität – und das erkennen die Menschen.“ kommentiert der Studienautor Wolfgang Bachmayer.
Was läuft falsch in der Realität? Woher kommt die große Diskrepanz zwischen gesetzgeberischer Zielsetzung und gelebter Umsetzung? Ist die Gleichstellung von Frauen und Männern ein Elitenthema, das mit dem Leben der meisten Menschen nichts zu tun hat? Ist es Eltern egal, ob ihre Töchter dieselben Chancen im Leben auf Existenzsicherung und Selbstbestimmung haben wie ihre Söhne?
Das denke ich nicht. Ich vermute, dass der Nicht-Glaube an eine künftige Gleichstellung grundsätzlicher Ausdruck eines Misstrauens in die positive Wandlungsfähigkeit der Gesellschaft ist.
Nützen wir das neue Jahr 2015 dazu, uns selbst und anderen wieder Mut zu machen und im Kleinen wie im Großen positive Veränderungen zu unterstützen.