Gefährliches Interpretieren
Erinnern Sie sich an Ihre letzte Personal-Entscheidung? Wie sehr war sie von objektiven Fakten und wie sehr war sie von Interpretationen geprägt?
Sie sind ein vernünftiger Mensch und entscheiden immer aufgrund von Tatsachen? Quasi wie Ärzte, die auch jeden Blinddarm gleich behandeln, egal ob er in einer Frau oder in einem Mann entzündet ist?
In der Medizin ist mittlerweile erwiesen, dass Ärzte nicht nur aufgrund eines Krankheitsbildes über die Behandlung entscheiden, sondern ihre Interpretation, das heißt die Diagnose, sehr wohl vom Geschlecht der kranken Person abhängig machen: Als PatientInnen sind deshalb Frauen mehr gefährdet in der Nephrologie, Urologie und Kardiologie, Männer in der Psychiatrie/Psychologie und Osteologie.
Bei genauerem Hinsehen stellt sich in vielen Bereichen heraus, dass wir nicht so objektiv entscheiden, wie wir uns selbst gerne glauben machen. Vor-Urteile haben ihre Berechtigung, wenn wir uns rasch entscheiden müssen und dafür Orientierung benötigen.
Geschlechtsspezifische Vorurteile z.B. in Bezug auf die Eignung einer Person für eine bestimmte Tätigkeit haben im 21. Jahrhundert allerdings keinen Platz mehr – zu groß ist der Mangel an Talenten, zu viel wissen wir über den Erfolg heterogener Teams gegenüber homogenen, zu groß ist die Gefahr, Potentiale an den Wettbewerb zu verlieren. Deshalb unterstütze ich Frauen in männerdominierten Bereichen und Männer in frauendominierten Bereichen – je nach ihren persönlichen Talenten und Interessen und nicht nach den sozial erlernten Erwartungen.
Je rascher ein Unternehmen genderspezifische Interpretationen in seinen Strukturen kritisch reflektiert, desto besser ist es für den nationalen und internationalen Wettbewerb gestärkt.
Lassen Sie sich kein Potential entgehen und nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Interpretationen in Frage zu stellen. Schauen Sie dabei auf die Fakten und nicht zwischen die Beine.