Frauenleistungen klein reden-Strategien
Unabhängig vom biologischen Geschlecht gilt der Satz:
„Wenn jemand über Nacht berühmt wird, hat er meistens tagsüber hart gearbeitet.“
Ebenso wie die Feststellung „Der Neid ist meist größer als der eigene Fleiß.“
Insofern ist es ja kein Wunder, wenn die Leistung erfolgreicher Menschen von anderen klein geredet wird.
Bemerkenswert sind dabei die Strategien, die Männer einsetzen, um Frauenleistungen zu schmälern.
Schauen wir uns das gleich einmal anhand eines aktuellen Beispiels an:
Ein Führungsverantwortlicher analysiert unterstützt von einem männlichen Interviewer eine Leistung, wobei Frauen objektiv nachvollziehbar mehr Ziele erreicht haben als eine vergleichbare Gruppe von Männern.
Dabei fallen drei interessante Deutungsmuster auf:
1. Minderes Belastungsniveau:
„Der Erfolgsdruck, unter dem die Männer zu leiden hatten, war viel größer als der, unter dem die Frauen standen.“
Subtext: Frauen konnten – weil niemand von ihnen eine Leistung erwartet hatte – viel lockerer an die Herausforderungen herangehen. Daher wäre ihnen ihr Erfolg quasi spielerisch zufällig zugefallen.
Weiters schwingt hier mit, dass Männer grundsätzlich unter härteren Bedingungen zu agieren hätten als Frauen.
Ignoriert wird hier die Tatsache, dass ehrgeizige Menschen unabhängig vom Geschlecht sich selbst unter Erfolgsdruck stellen und dass es sehr viel mehr Kraft kostet, Siegerenergien aufzubringen, wenn einem niemand etwas zutraut.
2. Mangelnde Vergleichbarkeit:
„Der Erfolg wurde nicht von Frauen erbracht, sondern von Mädchen“ (wahlweise auch Girlis, Mäderln, Mädels etc.) – auch wenn diese 18+ Jahre alt sind.
Subtext: Wir sprechen nicht von gleichwertigen, d.h. vergleichbaren, Gruppen, weil in einem Fall wären das Erwachsene und im anderen – noch nicht voll entwickelte – Jugendliche. Da man diese beiden Gruppen nicht ernsthaft aneinander messen könne, könne man auch den Frauenerfolg nicht mit dem Männermisserfolg vergleichen. Womit der Frauenerfolg nicht so viel wert wäre wie ein Männererfolg.
Ignoriert wird in diesem Zusammenhang völlig die Tatsache, dass Frauen oft viel, viel weniger Zeit-, Material- und soziale Unterstützungsressourcen zur Verfügung stehen, um Leistungen erbringen zu können.
3. Mangelnder Einsatz:
„Die Leistungen der Frauen fallen nur deshalb auf, weil es bisher – leider, leider – zu wenig Interesse von Frauen für dieses Thema gab.“
Subtext: Die Frauen wären selber schuld, wenn sie in diesem Bereich bisher keine bzw. jetzt nur eine kleine Rolle spielen, weil sie sich da eben – zum Unterschied von den Männern – nicht ausreichend engagiert hätten.
Ignoriert wird hier die Tatsache, dass wenn sich Frauen in diesem Bereich gemeldet hatten und mehr beteiligen wollten, sie systematisch, z.B. mit gesetzlichen Regelungen oder Vereinsstatuten, zurückgewiesen worden sind.
Ergebnis: Mangelnde Akzeptanz
Die drei genannten Punkte zeigen beispielhaft, um wie viel schwerer es Frauen gemacht wird, erfolgreich zu sein und dann auch noch als erfolgreich anerkannt zu bleiben. Die oftmals gehörte – scheinbar gut gemeinte – Aufforderung „einfach locker zu bleiben und es so spielerisch wie die Männer zu machen“ bleibt Frauen dann völlig zu Recht im Hals stecken. Und dies gilt nicht nur für Fußballerinnen.
P.S. Woher das aktuelle Beispiel kommt?
In der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“ am 19. August 2017 befragt der ORF-Sportreporter Michael Kasper den ÖFB Präsidenten Leo Windtner zum erfreulichen Abschneiden des ÖFB-Frauenteams bei der Europameisterschaft 2017 im Vergleich zum nicht so tollen Ergebnis des ÖFB-Männerteams bei der EM 2016.
P.P.S. Kennen Sie auch Beispiele, wo Frauenleistung durch Männerinterpretation klein geredet wird?
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