Equal pay statt weniger Wert
In Österreich verdienen Frauen im Durchschnitt 22 Prozent weniger als Männer. Als Gründe dafür werden festgestellt, dass
- Frauen sich häufiger für die falschen, nämlich traditionell weiblichen und niedrig entlohnten Berufe entscheiden
- Frauen häufger in Teilzeit arbeiten
- Frauen ihre Gehälter und Karriereaufstiegsmöglichkeiten schlechter verhandeln.
- Frauen längere Zeiten für Kinderbetreuung leisten
Interessant, dass ein ganzes Geschlecht anscheinend kollektiv häufiger masochistische Entscheidungen zur eigenen Schlechterstellung trifft.
Dabei liegt die Ursache für die individuellen Entscheidungen in den gesellschaftlichen Spielregeln: Seit Jahrhunderten haben Frauen in unserem Kulturraum grundsätzlich weniger Entscheidungsmöglichkeiten. Darüber hinaus wurde den Tätigkeiten von Frauen in den letzten Jahrhunderten systematisch weniger Wert zugeschrieben als den Tätigkeiten von Männern -beruflich und privat. Diese gesellschaftliche Grundhaltung spüren wir gerade in der DACH-Region noch heute. Und sie erschwert auch Männern die Berufswahl nach ihren Interessen und Talenten und nicht nach genderspezifischen Zuschreibungen.
Bis heute hat sich daran noch zu wenig geändert:
- Frauen wird häufiger strukturell geringere Entlohnung angeboten – auch in männerdominierten Berufen.
- Frauen, die sich für männerdominierte Berufe interessieren, haben noch immer häufig langfristig einen sozialen Spießrutenlauf (Freunde, Familie, KollegInnen, Chefs) zu absolvieren.
- Frauen werden häufiger systematisch die wirklich wichtigen, d.h. auch gut bezahlten, Jobs und die Aufstiegsmöglichkeiten dorthin vorenthalten.
- Frauen müssen häufiger Teilzeit-Jobs annehmen, weil sie neben dem Beruf noch familiäre Verpflichtungen (Kinder-, Altenpflege, Haushaltsführung) leisten müssen.
Als Gesellschaft benötigen wir für unseren Wohlstand alle Tätigkeiten:
die bisher männlich, ebenso wie die bisher weiblich dominierten, die Arbeit im Stahlwerk ebenso wie die im Kindergarten und die im Altenheim.
Was ist zu tun?
Wir benötigen dringend einen Kulturwandel:
Weg von einer Mehr-/Weniger-Wert-Beurteilung je nach Tätigkeitsbereich hin zu einer Wert-Schätzung je nach Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft auf Augenhöhe.
Die Diskussionen um den Equal Pay Day sind ein wichtiger Schritt dazu.