Vorstand werden, das ist schwer, Vorstandsvorsitzende noch mehr
Auch wenn Frauen in Top-Führungspositionen gerne auf das mangelnde persönliche Karriere-Engagement von Frauen hinweisen, so sind die Zahlen über den Anteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten dadurch alleine nicht erklärbar. Schließlich wollen auch nicht alle Männer bis in die Top-Führungsebene Karriere machen- auf den Männeranteil in Vorständen und Aufsichtsräten hat dies offensichtlich keinen Einfluss.
Wie eklatant unterschiedlich die Geschlechterverteilung im Top-Management ist, zeigt die aktuelle Analyse der größten börsennotierten Unternehmen in der EU: „Am häufigsten leiten Frauen große Unternehmen demnach in Tschechien. Doch auch hier ist weniger als jeder fünfte Vorsitz durch eine Frau besetzt. In Deutschland seien es gerade einmal drei Prozent. Doch damit befinde sich Deutschland noch nicht einmal an Ende der Skala: In der Mehrzahl der EU-Staaten liege die Quote von weiblichen Vorsitzenden in Aufsichtsräten und Vorstand bei den führenden börsennotierten Unternehmen bei genau null Prozent.“ Dazu zählt Österreich.
Wieder einmal zeigt sich, dass Frauen in Ländern mit staatlich geförderter Kinderbetreuung und hohem Anteil von Frauen in technischen Ausbildungen (Tschechien) oder in Ländern mit großen Unternehmen in Familienhand (Deutschland mit z.B. Henkel) deutlich bessere Chancen haben, eine Position auf Top-Führungsebene zu erreichen – völlig unabhängig von individuellem Engagement.
Männliche Top-Führungskräfte bestätigen in persönlichen Gesprächen, dass es eben nicht nur ihr persönliches Engagement war, dass sie in einen Top-Job gebracht hat: Jede individuelle Karriere baut selbstverständlich auf struktureller Unterstützung auf.
Und genau darin besteht die statistisch beweisbare Ungleichheit qua Geschlecht: persönliches Engagement von Frauen ist noch immer wesentlich weniger zielführend als das von Männern.